Mitte der siebziger Jahre - nach der glatten Monotonie der Nachkriegszeit - wurde der Wunsch von Historikern
hervorgebracht, sich mit dem Thema einer neuen ornamentalen Gestaltung von Fassaden und Baukörpern, insbesondere aber mit den vielen entdekorierten Altbauten Berlins zu befassen. Versuche von
verschiedener Seite, das historische Ornament auf seine Grundstrukturen zu reduzieren, ergaben bis heute keine überzeugende Lösung.
Auf der Grundlage unserer intensiven handwerklichen Restaurierungstätigkeit und in Verbindung mit der freien Bildhauerei sowie in der Überzeugung der historischen Bedeutung einer neuen Baukunst
entstanden 1975 am Segitzdamm in Berlin die ersten beiden Fassaden mit einem „Neuen Bauornament“. Vier Jahre später setzte sich dieses Konzept immer mehr durch und wurde durch die weitere
Beschäftigung mit dieser Materie von uns zu der heutigen Reife und zu einer befriedigenden Lösung dieses Problems geführt.
Wilmersdorfer Straße 151 in Berlin-Charlottenburg, 1985
Die vorrangige Bedeutung gewinnt das „Neue Bauornament“ bei der Gestaltung des entdekorierten Altbaus. Glatten oder mit Rauhputz
versehenen Altbauten bietet das „Neue Bauornament“ viele Möglichkeiten, mit wenig Mitteln und Aufwand wieder ein individuelles Gesicht zu zeigen. Giebel und Brandwände lassen sich mit dem „Neuen
Bauornament“ auch in Verbindung mit der Malerei zu großer Ansehnlichkeit und mit stadtbildpflegerischer Bedeutung gestalten.
Die ornamentale Gestaltung von moderner Architektur in Zusammenarbeit mit den entwerfenden Architekten ist ein weites Feld und heute noch viel zu wenig genutzt. Viele Bauteile bieten sich
geradezu an, gestaltet zu werden. Wobei einerseits das nachträgliche Ansetzen von Ornamentteilen an den Baukörper, andererseits aber auch das ornamental gestaltete Baufertigteil eine große
Bereicherung in dem architektonischen Konzept darstellen kann, ohne dabei mit diesem zu konkurrieren. Der Bereich der ornamentalen Gestaltung mit dem „Neune Bauornament“ geht von der Fassade über
Einzelteile - wie Säulen, Pfeiler, Stürze, Träger, Wände und Treppen in Fertigbauteilen - bis hin zu Brunnen, Wasserspielen und auch zur Innenraumgestaltung.
Fassade in zwei Reliefs, die vorher im Atelier gefertigt wurden.
Der vorrangige Werkstoff Beton ist durch die Anwendung im Außenbereich bestimmt. Die vorgefertigten Ornamentteile werden einzeln oder in Gruppen kombinierbar an die Fassade oder an den Bauträger mit zugelassenem Material verschraubt, dauerelastisch zum Untergrund verfugt und in der Fassadenfarbe gestrichen. Für Gliederungen werden hauptsächlich Aluprofile wegen ihrer leichten Handhabung und guten Anpassungsfähigkeit an den Baukörper verwendet. Die Möglichkeit, das „Neue Bauornament“ auch auf wärmegedämmten Fassaden zu montieren, ergibt sich durch das geringe Gewicht der Einzelteile, die sich nach dem Baukastenprinzip immer wieder zu neuen Ornamenten und Ornamentgruppen zusammenstellen lassen. Durch die Leichte und schnelle Montage des „Neuen Bauornament“ können auch fertige Fassaden ohne großen Aufwand mit dem Skylift noch nachträglich gestaltet werden.
Fassadengestaltung direkt an der Fassade
Das Foto links zeigt ein Beispiel für
eine Fassadengestaltung von 2008 an einem Haus an der Havel bei Fürstenberg - hergestellt aus den Komponenten des Fassaden-Wärmedämm-Systems mit Styropor. Direkt an der fertig geputzten Fassade
gearbeitet.
Der ganze Vorgang vom Entwurf über die Herstellung der Teile bis zur Ausführung liegt in einer Hand; daraus resultiert ein sehr geringer organisatorischer Aufwand bei großer Flexibilität, was sich positiv einerseits auf den Kostenaufwand, andererseits auf die Qualität der Arbeit, aber auch auf die Weiterentwicklung des Ornamentsystems und die Vervollkommnung der Technik auswirkt. Außerdem ist auf die sehr kurzen Montagezeiten an der Fassade hinzuweisen, und das wirkt sich günstig für den Bauherrn aus im Sinne eines geringeren Aufwandes an Geld und Zeit.